Wertfragen für Anfänger!

"Ein Zyniker ist ein Mensch, der von allen Dingen den Preis kennt und von keinem den Wert weiß. Und ein Sentimentaler ist ein Mensch, der in allen Dingen einen lächerlichen Wert erblickt und von keinem einzigen den Marktwert weiß."
Oscar Wilde

Wann immer man sich im Internet umsieht, stolpert man recht bald, beinahe zwangsläufig über sogenannte Ratgeber, „Lifehacks“ und allerlei anderen kontextarm-sinnfreien Ausfluss sendungsbewusster Menschoiden. Zumeist generiert, um entweder noch eine dieser nutzlosen Möchtegern-News-Seiten mit angeblichem „Content“ zu füllen, oder aber (noch schlimmer!), um damit auf dem Rücken an sich selbst verzeifelnder Menschen Geld zu verdienen. Ist mein Blick auf die allermeisten Medienschaffenden vielleicht zu negativ? Ich denke nicht, denn am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles. In der Hinsicht bin ich ein Zyniker, da ich die Preisschilder an den Ratschlägen nur allzu gut zu erkennen vermag; jedoch – ich will dem gar keinen Wert beimessen, denn es hat keinen! Außer für moralisch verrottete, gierige, betrügerische, bigotte Arschlöcher Klicks oder Geld zu generieren; wobei Klicks im Web ja mit Geld gleichzusetzen sind. „Ooooh….“ höre ich es vor meinem inneren Ohr aufbranden „…aber, aber. Wie kann man nur so negativ, so bösartig auf Mitmenschen blicken, die halt irgendwie erfolgreich zu sein versuchen?“ Nun, ganz einfach: indem ich sie, wie eben getan, als exakt das bezeichne, was sie sind: ganz und gar auf Schein basierendes, wertloses Geschmeiss, das mir bitte vom Halse bleiben soll.

Ich hatte doch neulich mal darüber gesprochen, wie sehr es mich geflashed hat, dass eine ganz simple Kurz-Recherche zum Thema Coaching-Ausbildung mir eine wahre Flut von Bullenscheiße in meine Insta-Timeline gespült hat. Mittlerweile hat der Algorhythmus verstanden, dass er das bleiben lassen soll, aber da waren Gestalten dabei: unverblümt-direkte Ansprache, umgekehrte Psychologie, Sketche, Nachrichtensprecherei, Pep-Talk und Power-Posing und tatsächlich möchtegern-selbstkritisches Fishing for Compliments and Customers. YIKES! Was für ein Panoptikum oberflächlich-unseriösen Grusels. Auch die haben den Zyniker in mir hart getriggert, denn die Preise, die da für eine sogenannte Coaching-Ausbildung aufgerufen werden, sind schon mehr als saftig. Schönen Dank auch, kein Interesse. Immerhin hat es in mir ein paar Denkspiralen ausgelöst. In einem anderen Zeitalter war ich mit Selbstzweifeln ganz gut vertraut, heutzutage jedoch kenne ich – ganz ohne Zynismus und absolut Arroganzfrei – meinen Wert ebensogut, wie das Preisschild, welches ich an meine Arbeit hängen kann. Und ich mache KEINE Mondpreise. Wenn ich das aber so offensiv vertrete, bin ich dann noch ein Zyniker? Ein geläuterter Zyniker? Ist die Definition von Wilde am Ende vielleicht falsch? Oder drifte ich doch langsam zum Sentimentalen? Immerhin werde ich ja bald 50, da fangen viele Leute mit diesem fatalen „Früher war alles besser“-Gedöns an. Ich bleibe da lieber bei Jochen Malmsheimer, wenn er sagt: „Früher war nichts besser. Früher war vieles früher, das ist richtig!“

NEIN, ich bin kein echter Sentimentaler. Ich erblicke allerdings in mancherlei Dingen von Früher etwas, dass mir vertraut ist, dass in mir Emotionen zu wecken vermag, die der innere Zyniker allzuoft allzugut im Griff hat. Das mich zurückwirft auf ein Zeitalter, da zwar Selbstztweifel in mir eine wesentlich größere Rolle gespielt haben als heute, in dem ich aber unschuldig und mit frischem Blick auf die Welt schauen konnte; und nicht wie heute mit dem Gefühl, dass doch eh alles nur noch eine menschlich wertlose, durch und durch bigotte, kapitalistische Konsum-Show ist – eben als Zyniker. Nun wäre es an der Zeit darauf hinzuweisen, dass Wilde über Zyniker auch noch etwas anderes gesagt hat: nämlich dass sie enttäuschte Romatiker seien… und damit relativiert sich das möglicherweise bis zu diesem Zeitpunkt entstandene Bild eines durch und durch vom Leben und den Menschen enttäuschten Wracks im absoluten emotionalen Tiefwinter. Nichts könnte der Wahrheit ferner sein, spüre ich doch sehr oft sehr intensiv, was in mir gärt und kocht, was der Welt und vor allem den Menschen in ihr ins Antlitz springen und sie anschreien möchte: „DENKT IHR DENN NOCH IRGENDWAS, ODER HAT DER KONSUM EUER LETZTES BISSCHEN HIRN ZERFRESSEN? SPÜRT IHR NOCH IRGENDWAS, ODER HAT EUCH DAS GEWITTER DER ÄUSSERLICHKEITEN VOLLKOMMEN TAUB UND STUMPF GEMACHT?“ Oh ja, da halte ich es mit Dr. Banner: „Wissen Sie Cap, mein Geheimnis ist – ich bin immer wütend!“

Ja, da ist ein Romantiker, der sich an Dingen erfreuen kann, die man, wenn man denn will, als feingeistig bezeichnen könnte. Und dieser Teil existiert in meiner Brust Tür an Tür mit dem incredible Hulk und einer weniger britischen Ausgabe von Dr. House; ich brauche auch kein Vicodin und keinen Gehstock. Dafür aber eine gehörige Portion Ambivalenz- und Ambiguitäts-Toleranz, denn die Jungs kämpfen manchmal auch miteinander. Und die drei, von denen ich bisher berichtet habe wohnen in meiner Seele nicht allein. Wir Menschen prägen im Laufe eines Lebens eine Menge Rollen aus. In meinem Fall wären das: Vater, Sohn, Freund, Feind, Chef, Untergebener, Berater, Beratener, Ehemann, Lehrer, Lernender… und noch viele andere. Und so selbstverständlich, wie wir – je nach Setting – die richtige Rolle so unbewusst und geschmeidig aktivieren, wie man einen perfekt passenden Anzug anzieht, so selbstverständlich sind die Echos aller mit den Rollen verknüpften Erinnerungen, Gedanken und Emotionen ein Teil von uns. Erst, wenn diese Echos vergehen, ist irgendetwas für immer kaputt. Ich wollte eigentlich nur eine saftige Glosse schreiben über diese scheinheiligen Arschgeigen, welche diese spezialisierte Ratgeber-Rubrik „Wie man sich von den Meinungen Anderer unabhängig macht!“ bespielen. Aber tatsächlich ist diese Aussage Käse, denn die Meinungen anderer haben – Kontextabhängig mehr oder weniger – einen Wert FÜR uns und damit Einfluss AUF uns. Kann man akzeptieren, oder auch nicht. Das ändert an der psychologischen Wirksamkeit überhaupt nichts. Und daher habe ich gerade über die Frage meditiert, ob ich schon vollends zum Zyniker geworden bin. Und jetzt denke ich, die Antwort lautet NEIN. Das ist doch schon was. Schönes Wochenende ihr flauschigen Flitzpiepen…

Auch als Podcast…

The Critic N°1 – Fan Service…?

Man kennt das: Abends mal durch die überbordenden Backcatalogues der verschiedenen abonnierten Streaminganbieter surfen, und irgendwie doch nix finden, worauf man sich schnell einigen kann. Könnte daran liegen, dass manches sehr generisch (und dazu billig runtergekurbelt) ist, manches einfach nicht meiner Idee von Unterhaltung entspricht und insgesamt die subjektive Vielfalt im Vergleich zu vor ein paar Jahren abgenommen hat. Es gab dieses Jahr zweifellos ein paar Highlights, aber die sind halt doch schnell weggeglotzt. Weshalb die Anbieter ja auch wieder zum typischen „eine Folge pro Woche“ übergehen, wie man es vom klassischen Oldschool-Fernsehen kennt. Mit dem Erfolg, dass die Leute eben auf Anderes ausweichen und warten, bis die Staffel fertig ist. Bingen ist King. IHR habt uns dazu erzogen, also steht gefälligst auch dazu!

Nerd bleibt Nerd, da helfen keine Pillen…

Das klingt jetzt irgendwie so, als wenn ich nur noch fernsehen würde. tatsächlich ist das, seit man sich sein Programm (theoretisch) zusammenstellen kann, wie und wann man möchte eher weniger geworden. Und es gibt Zeiten im Jahr, da schaue ich überhaupt nicht fern. Wenn ich also den Fernseher anmache, habe ich einen Anspruch: entweder möchte ich informiert, oder unterhalten werden. Manchmal sogar beides zur gleichen Zeit. Und da scheiden sich die Geister. Denn die „Qualitätskriterien“, welche menschlicher Geschmack an verschiedene Medien, vor allem eben aber die bewegten Bilder anlegt, sind individuell verdammt unterschiedlich. Ich setze das bewusst in Anführungszeichen, weil ich mir nicht so sicher bin, ob ich manche dabei getroffenen Äußerungen tatsächlich als Ausdruck qualitativen Werturteils gelten lassen kann. Womit wir beim Begriff „Fanservice“ wären, der aus dem Japanischen kommt und dort Elemente in Mangas und Animes bezeichnet, die nicht zur Story beitragen, aber im Konsumenten Gefallen (und damit Konsum) erzeugen sollen. Es geht also um das Befriedigen von Fan-Gelüsten. Interessanterweise hat Fanservice für viele Leute offensichtlich jedoch eine negative Konnotation.

Mein aktuellstes Beispiel ist der Film „Ghostbusters Afterlife“ (in Deutschland allerdings unter dem Titel „Ghostbusters Legacy“ verfügbar). Ich habe mehrere Kritiken gelesen, die dem Film ein hohes Maß an Fanservice attestieren, also an unsinnigen Storyelementen, die einfach nur die alte Fanbase abholen sollen, um ein Franchise wiederbeleben zu können. Man unterstellt also Gewinnerzielungsabsicht. Das wäre ja jetzt wirklich total seltsam, wenn ein Hollywood-Film Geld einspielen soll. Hat man ja noch nie gehört…! Ich will mal so sagen (und versuche nicht zu spoilern): der Film referenziert an verschiedenen Stellen – mal mehr, mal weniger geschickt – auf den ersten Teil von 1984, den man imho getrost als ikonisches Highlight jener Dekade betrachten darf. Meine beste Ehefrau von allen und ich wurden an diesem Startpunkt durch den neuen Film in der Tat geschickt abgeholt. Ich kann daran jetzt allerdings nichts Schlimmes finden. Sicher reflektieren beiden Filme den jeweiligen Zeitgeist (zwischen den Produktionszeiträumen liegen immerhn etwa 37 Jahre!), und funktionieren doch zusammen, wenn man bereit ist, sich auf die typischen kleinen Plotholes und das gelegentliche Überziehen der Plausibilität einzulassen.

Was mich viel mehr aufregt sind Menschen, die ALLES, also wirklich ALLES, was einem bekannten Gegebenen (wie etwa einem Film, einer Serie, einem Spiel, einem Buch) bei einem Mashup, einem Sequel, einem Reboot oder sonst irgendeiner Form von neuer Interpretation hinzugefügt wird, als Werk des Teufels sehen und auch dementsprechend in den antisozialen Medien auftreten. Steckt euch eure Dogmen dahin, wo die Sonne nicht scheint! Und überlasst es anderen Menschen, sich ihre eigene Meinung zu bilden! Wirklich – nicht jedes Reboot, Sequel, etc. ist gut, oder auch nur nahe dran an unterhaltsam. Im Gegenteil scheitert der Versuch, ein ehemals funktionierendes Format auf das nächste Level zu heben beeindrucken oft ( siehe z. B. MacGyver 2016 oder Magnum P. I. 2018). Aber das finde ich lieber selbst raus. Im Grunde sind mir diese ganzen Medien-Aasgeier, die nichts besseres zu tun haben, als Plotsynopsen, Kritiken, Spoiler und whatnot rauszuhauen, noch bevor manches Produkt auch nur eine Minute Screentime hatte mittlerweile ein noch schlimmerer Graus, als die oben genannten Dogmatiker. Was muss das 1979 für ein Erlebnis gewesen sein, unvorbereitet in einen Film wie „Alien“ zu gehen.

If the goals were to establish - in my conscience for the very first time - a REALLY strong female lead, to create a nightmare monster, that would be there to roam media for decades and scare the piss out of every spectator, then "Alien" succeeded on every fucking level! And it did so, because it had the chance to be a surprise attack on all senses.

Fanservice ist also schlimm? Ja, vielleicht manchmal, wenn etwas mehr Fanservice ist, als es sonstige Substanz hat. Reicht das aber, um daraus ein Schimpfwort zu machen? Nicht in meiner Wahrnehmung. Es wäre vielleicht clever, wenn wir so ca. 90% dieser „Irgendwas-mit-Medien“-Typen einfach wegrationalisieren. Ich habe gehört, wir brauchen Pflegekräfte. Schönen Abend.

Auch als Podcast…

Zwischenruf aus der Homezone – Alles Gute zum Muttertag!

Muss auch mal gesagt werden: Allen Müttern da draußen von Herzen alles Gute zum Muttertag! Ihr hättet was Besseres verdient, als an eurem Ehrentag auch noch die ganze buckelige Mischpoke bekochen zu müssen! Es wird ja immer darüber gesprochen, dass die Care-Work immer noch nicht gleich – oder wollen wir sagen: ungerecht – verteilt ist; und wenn ich so auf das Miteinander mit der besten Ehefrau von allen blicke, ist das manchmal leider ziemlich wahr. Es mag an meiner Sozialisation liegen, oder daran, dass ich anderweitig beknackt bin, aber ich mach gefühlt nie genug! Wobei – wie viel genug ist genug? Ich hab keine Ahnung, und werde diese wohl auch erst bekommen, wenn ich dereinst vor meinen Schöpfer trete, um dann so was wie eine Abrechnung präsentiert zu bekommem. Wie bitte? Ich sei doch gar kein richtig Gläubiger? Ach, na ja, ich habe so meine Probleme mit organisierter Kirche, weil die sich Privilegien rausnimmt, die ihr schon lange nicht mehr zustehen. Aber an irgendwas zu glauben – oder besser, zu glauben, an irgendwas glauben zu müssen – ist doch zutiefst menschlich. [Ironie on] Huldigt also meinem Schöpfer Osch’omam’pamtey, dann werdet ihr…was auch immer! [Ironie off; ist nur für die gekennzeichnet , die zu blöd sind, es auch so zu erkennen]

So oder so sollte man seine Wertschätzung auf andere Art zum Ausdruck bringen, als es offenkundig hierzulande immer noch traditionell üblich ist. Vermutlich setzt da zwar beim einen oder anderen Vater und auch Kind schon ein kleines Umdenken ein – und natürlich sind präpubertäre Teenager emotional und sozial immer schwieriges Terrain – aber davon sehe ich noch nicht genug. Lasst es uns besser machen. Lasst uns den besten Ehefrauen von allen huldigen, wie es ihnen gebührt – indem wir ihnen einen Teil der Last abnehmen. Und wenn jetzt der eine oder andere sagt „aber ich mache doch schon so viel!“, dann darf ER sich gerne mal kurz hinsetzen und ausrechnen, wie viele Stunden pro Woche er mit Zocken, Fernsehen, Kumpels, „Sport“, der Verköstigung ethyltoxischer Getränke und vor allem seiner „Arbeit“ zubringt; letztere steht in Anführungszeichen, weil nicht wenige immer gute Gründe finden, noch ein bisschen im „Geschäft“ abzuhängen, ohne dabei tatsächlich produktiv zu werden, nur damit sie nicht die Wäsche aufhängen, den Müll razusbringen, oder – Gott behüte – sich mit den Kindern befassen müssen. Langt euch an die (Papp)Nase und werdet verdammt noch mal besser! Ich versuche das auch! In diesem Sinne – frohen Muttertag!

Auch als Podcast…

A snipet of desaster!

Ich erinnere mich an eine Unterhaltung, die ich vor einigen Jahren – es muss wohl während der zweiten Administration George W. Bush gewesen sein – mit einer amerikanischen Dame führte. Fragt mich bitte nicht, wie wir während eines entspannten Abendessens auf Natur-Katastrophen gekommen waren, aber irgendwann sagte sie (Sinngemäß) „Well, we’ve got one natural desaster in the US, that we would very much like to export – Bush!“ Ich glaube, heute kann man mit Fug und Recht sagen, dass er nicht der schlimmste POTUS war. Den Titel hat sich D. Trump wirklich redlich verdient.

Aber wenn ich mich aufregen möchte, muss ich nicht über den großen Teich schauen. Ein kurzer Blick in dieses bundesrepublikanische Schmierentheater, dass sie „Große Koalition“ zu nennen wagen reicht, um alles Pantoprazol dieser Welt unwirksam zu machen. Da krieg ich Sodbrennen, wenn ich mir die Causa Maaßen anschaue. Weg mit der GroKo! Weg mit Maaßen, Weg mit Seehofer (ich bin mittlerweile geneigt, kleinbürgerliche Großmachtträume mit Waffengewalt zu träumen), Weg mit Nahles (BITTE DRINGEND!) und – ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal mit solcher Inbrunst sagen würde, wo es doch die ganzen, mir so verhassten Neunationalen die ganze Zeit skandieren – WEG MIT MERKEL!

Diese Regierung und all ihre Protagonisten haben ihr Verfallsdatum weit überschritten. Wir brauchen Neuwahlen, wir brauchen unverbrauchte Gesichter, wir brauchen eine Politik, die nicht aus der Angst vor der AfD reagiert, sondern aus Respekt vor den Wählern und mit Blick auf die anstehenden Probleme proaktiv agiert. Ach und bevor ich es vergesse: WEG MIT GAULAND, HÖCKE, WEIDEL und wie sie alle heißen. Dieses Gesocks hat KEINE Alternative parat. Gute Nacht.

A snipet of climate change…?

Bei offenem Fenster den achtbaren Durchzug kühler Luft genießen zu können – unbezahlbar! Unser Wetter schlägt Kapriolen wie der ungestümste aller jungen Hengste und die amerikanische Administration erklärt, in Zukunft auch im Weltraum Krieg führen können zu wollen; ob sich noch irgendeiner erinnert, warum die großartigsten aller denkbaren Vereinigten Staaten im Moment Transporte in den Weltraum zukaufen müssen…? Ich weiß ja nicht ob es in den Vereinigten Staaten auch einen so ausgeprägten Sommerlochaktionismus der Politiker gibt, wie bei uns (Dieses Großmaul Kevin Kühnert wäre ein Beispiel dafür – warum interviewt diesen insignifikanten  Typ noch mal irgendjemand? Oder diese Honks, die nach dem Gesellschaftjahr rufen)? Und natürlich darf man sich auch mal eine Verschnaufpause vom allzu Depressionsförderlichen Gesamtbild unserer Welt zu dieser Zeit gönnen. Aber neue Cowboys in Raumschiffen? Bitte nicht…

Ich weiß, dass es immer noch genug Menschen gibt, die den Klimawandel für nicht Menschengemacht halten und deshalb ein Einhalten der Menschheit bei der rasanten Verfeuereung aller verfügbaren Ressourcen für sozialistischen Quatsch halten – schmälert halt die Rendite. Da werden Bilder vom Elbepegel 1904 geteilt und in Bezug gesetzt zur jetzigen Witterungssituation, unter der Prämisse, dass das ja alles gar nicht so schlimm wäre, es handele sich um normale Ausreißer bei den Wetterphänomenen Schaut man sich die verlinkte Liste allerdings an, fällt einem auf, dass seit dem beginn der Industrialisierung im frühen 19en Jahrhundert die Zahl der ungewöhnlichen Wetterereignisse zugenommen hat. Und das liegt mitnichten nur daran, dass man es mit der Aufzeichnung ab da genauer genommen hätte. Auch die Behauptung, dass die menschliche Nutzung fossiler Brennstoffe keinerlei Auswirkung auf die Klimaentwicklung hätte, ist so kaum haltbar, lässt sich die Beschleunigung der Erwärmung doch messen.

Nichtsdestotrotz halte ich den, leider  immer noch zu leisen Aufruf, sich der Klimaveränderung als Menschheit im gesamten anzupassen für sinnvoll. Aller Aktionismus wird das Rad der Zeit nicht zurückdrehen und einen weltweiten Konsens zu diesem Thema zu erreichen, der tatsächlich etwas bewirkt, wird erst passieren, wenn New York unwiederbringlich abzusaufen droht. Dann merken es selbst die Amis, falls sie bis dahin nicht zu sehr mit Kriegsführung im All beschäftigt sind. Also gut dann etwas Fatalismus: Mannheim liegt 96 Meter über Normalnull. Selbst wenn die Kölner Bucht irgendwann wieder ihren Namen verdient, haben wir es hier dann noch relativ trocken. Vielleicht ist dann die Hitze auch etwas erträglicher. Gute Nacht…

a snipet of hate (for cellphones)

Ich lief dieser Tage durch meinen Stadtteil und wurde von einem Schaudern erfasst, als ich wieder mal eine Person (dass es sich dabei um eine hässliche, mit einem überaus nervtötenden Sprachduktus ausgestattete Person handelte, ist eigentlich ohne Belang) wahrnehmen musste, die laut über irgendwelche Unwichtigkeiten ihres Privatlebens schwadronierend durch die Fußgängerzone stapfte. Früher hätte man die Cops und die Sanis gerufen und dann weg damit in die Klapse (falls sich irgendjemand mit ernsthaften psychologischen Problemen an dieser Stelle auf den Schlips getreten fühlt: komm klar, die habe ich manchmal auch!).

Dann wurde mir jedoch klar, dass diese Person ja nur am telefonieren war. Früher gab’s da diesen Witz: „Chef: Wer schreit denn da so rum? Sekretär: Dass ist der Schulze, der spricht mit Paris. Chef: Warum nimmt er dann nicht das Telefon?“. Der ging mir dann gerade durch den Kopf, weil mich das wer mit wem und warum oder auch nicht anderer Menschen ja nun zum einen eigentlich nichts angeht, aber bei den allermeisten Menschen auch nicht die Bohne juckt. Was interessiert es mich, ob Mandy nun mit Kevin rummacht, oder mit Jaden-Pascal?

Jedenfalls gehören diese Freisprechdingens für überall schlicht verboten. Es führt zu Unaufmerksamkeit gegenüber anderen Menschen (unhöflich bis tödlich), oder gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern (gefährlich bis tödlich). Jeder darf sich jetzt raussuchen, was er oder sie schlimmer findet. Ich für mein Teil finde, das Privates ins Private gehört und nicht auf die Straße. Da diese immer-erreichbar-Apparate aber das Private entgrenzen (auf so viele Arten), werde ich nun täglich mit dem Privaten vollkommen wildfremder Menschen belästigt. Und das kotzt mich so richtig an.

Leider ist es nicht legitim, jemandem einfach sein Smartphone wegzunehmen und so weit wie möglich wegzuwerfen. Zumal diese Freisprechdingens leider auch funktionieren, wenn das Handy in der Tasche steckt, was die Außenwirkung noch viel schlimmer gestaltet => weg damit in die Klapse. Die Fragen die bleiben sind folgende: werde ich immer unduldsamer, oder die anderen immer Blöder? Und wie kriege ich eine Axt in die Tasche, ohne dass es auffällt…? Au revoir.

A snipet of IoT

Mein Kühlschrank soll also in Zukunft im Internet was zu Futtern bestellen können, wenn’s alle ist. Bestellt mein Handy dann auch Nutten, wenn’s mich zufällig beim Wichsen beobachtet? Meine Heizung soll ich schon von unterwegs bedienen können, bzw. sie soll mit meinem Auto absprechen, wann ich von der Arbeit kommend zu Hause eintreffe, damit ich wohltemperiert auf der Couch vor meiner bereits anlaufenden Lieblingsserie darnieder sinken kann; schließlich hat das Auto auch meinem Infotainmentsystem Bescheid gesagt. Liest Alexa dann auch meinen Kindern die Gute-Nacht-Geschichte vor, ohne, dass ich was dazu tun muss? Falls ja, müsste ich vermutlich schreiend davonlaufen! Denn dieser himmelschreiende Irrglaube, dass dieses ganze Techno-Spielzeug mein Leben einfacher oder gar besser machen würde, kotzt mich an.

Wer mal William Gibson, oder auch manch anderen Protagonisten des Genres Cyberpunk gelesen hat, bekommt eine Ahnung davon vermittelt, wie eine Welt aussehen könnte, in der wir unsere Autonomie und unsere soziale Deutungshoheit auf dem Altar der Technikgläubigkeit geopfert haben. Der Weg dorthin ist mittlerweile schon ziemlich gut geteert. Ich bin tatsächlich kein Luddit, auch ich nutze Tech-Gadgets und akzeptiere, dass es technische Artefakte gibt, die unser Leben verbessern. Aber ich würde dabei Folgendes zu bedenken geben:

Meinen Töchtern selbst etwas vorzulesen beinhaltet mehr, als den reinen Transport in Schallwellen transponierter Information. Ein Glas Wein in guter Gesellschaft, auf einer von warmer Abendsonne durchfluteten Terrasse wird durch ein Selfie nicht besser, sondern entweiht. Die Flüchtigkeit des besonderen Augenblicks ist es erst, die ihn besonders macht. Folglich beraube ich den speziellen Augenblick seines Zaubers, wenn ich ihn mit Gewalt einfangen muss, oder durch Maschinen extern steuern lasse. Insbesondere, weil z.B. diese Smartphoneknipserei nichts als ein sinnentleerter Ausdruck hemmungs- und grenzenlosen Narzissmusses ist. Wer wissen will, wohin sowas führt, muss sich nur die aktuelle US-Politik anschauen. Übergebe ich aber nun die Kontrolle über meinen Narzissmus auch noch einer ganzen Kohorte miteinander flüsternder Geräte, ist mein Dasein nicht nur in Gefahr, im Namen der Selbstoptimierung entweiht zu werden, sondern ich gebe sogar noch die Kontrolle über meine eigene Oberflächlichkeit ab. Und wenn ich bei Style-over-Substance sogar die Macht über den Style abgebe, dann ist mein Menschsein auf einem sehr niedrigen Niveau angelangt. Was für ein grandioser Akt der Selbstachtung…

Nee, nee, nee… mit dem IoT, so wie es sich Ingenieure und geldgeile Tech-Konzern-CEOs vorstellen, will ich nix zu tun haben. In diesem Sinne einen schönen Tag.

A snipet of Interview

Nachdem ich die Idee mangels Zeit, mangels Interesse, ja auch mangels Kraft für eine ganze Weile ad acta gelegt hatte, habe ich nun, nach einer Weile der Introspektion neue Lust darauf bekommen, Interviews zu führen. Leider hat es ja bis heute nur ein einziges auf mein Blog geschafft und das ist schon eine Weile her. Dennoch bedeutet aufgeschoben ja üblicherweise nicht aufgehoben. Darum erneuere ich hiermit meinen Aufruf an Leute, die Lust haben sich von mir zu allen Dingen des Lebens befragen zu lassen. Wie sich so etwas anhören kann, erfährt man hier!

Ich bin da ganz offen: ich möchte das einerseits machen, um meine Skills als Sozialwissenschaftler zu schärfen, aber auch, weil mir daran gelegen ist, die verschiedensten Menschen zu Wort kommen zu lassen. Das einzige Problem ist, dass ich bislang kein richtig gut funktionierendes und vor allem auch juristisch unbedenkliches Tool gefunden habe, mit dem sich Telefon-Interviews führen lassen, so dass ich hier darauf angewiesen bin, zu Besuch zu kommen, oder besucht zu werden.

Die Sache liegt mir deshalb am Herzen, weil ich der Meinung bin, dass man in den Medien zu oft so genannte Experteninterviews findet, also solche, wo ein ausgewiesener Spezialist zu irgendeinem Sachverhalt befragt wird. Ist ja auch ganz nett, wenn man in seiner Sendung jemanden hat, der den Leuten die Welt erklärt. So was will ich aber gerade nicht. Mich interessieren Menschen wie du und ich und wie sie ihre Welt sehen. Selbstverständlich ist dabei garantiert, dass man sich vorher darüber unterhält, ob es Fragen gibt, die der Interviewpartner vielleicht nicht öffentlich beantworten möchte; religiöses Bekenntnis und sexuelle Orientierung sind hier oft problematisch. Ebenso ausgeschlossen ist eine so genannte Zweitverwertung, also zum Beispiel eine Textanalyse für wissenschaftliche Zwecke. Es sei denn natürlich, der Interviewte stimmt dem ausdrücklich zu. Von Anfang an mitgedacht habe ich es allerdings nicht.

Ich möchte vielmehr versuchen, über die Zeit eine Art kondensiertes Panoptikum aufzubauen. Unter anderem, weil Menschen mir am Herzen liegen. Und weil soziologische Quer- oder Längsschnitts-Untersuchungen irgendein spezielles Forschungsziel haben, dem sie gerecht werden müssen. Ich möchte mich einfach nur mit Menschen unterhalten und sehen, was dabei herauskommt. Wer also Lust hat, darf sich gerne bei mir melden!

A snipet of holidays

Bloggen, so wie ich es betreibe, ist eine ziemlich persönliche Angelegenheit und es ist immer ein bisschen wie eine Gratwanderung. Einerseits möchte man natürlich auch ein persönliches Echo in den Rezipienten auslösen, andererseits begibt man sich stets in Gefahr ein bisschen zu viel von sich selbst Preis zu geben. Wir leben in einer Zeit, in der man sich mit kritischen Anmerkungen zum Tage nicht NUR Beifall verschafft…

Trotzdem ist es mir wichtig kund zu tun, wie es kommt, dass ich im Moment wieder so viel Output produziere: Zum einen hat sich die Situation meiner Mutter, die nun in einer betreuten Wohnanlage lebt stabilisiert und ich habe den Eindruck, dass sie wenigstens wieder etwas neuen Lebensmut geschöpft hat. ich kann nicht mal im Ansatz ermessen, wie das ist, jemanden zu verlieren, mit dem über 60 Jahre seines Lebens zugebracht hat. Meine FRau und ich sind gerade mal knapp 23 zusammen und ich wüsste nicht, wie das gehen sollte. Und bei Leibe nicht nur wegen unserer Kinder!

Neben dieser durchaus positiven Entwicklung genieße ich aber auch gerade mal die Gelegenheit, ein paar Tage wirklich Ruhe zu haben. Alle paar Jahre schickt mich meine Gattin auf Urlaub, wenn sie merkt, dass ich mal wieder am Rädchen drehe. Und darum weile ich derzeit im schönen Sonthofen im Oberallgäu. Ist nett da. Eine Landschaft, die zum Laufen und zum Fotografieren anregt. Jede Menge Ruhe zum Lesen und Schreiben. Und das Bier schmeckt mir auch. Ich empfehle – weil gerade eines neben mir steht und ich überdies bekennender Starkbier-Fanatiker bin – den „Doppelhirsch“ von der Sonthofener Privatbrauerei „Der Hischbräu“. Ein überaus süffiges, dunkles Bockbier mit 18,5% Stammwürze und 7,2% Alc.

Man muss manchmal raus, um zu sich selbst zurückfinden zu können. Funktioniert anscheinend ganz gut. In diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen Abend, eine gute Zeit, Langmut und Kraft. Wir sehen uns!

PS: Für all jene, die jetzt auf mich Egosau schimpfen und meine Frau bemitleiden, die mit den Blagen allein zu Hause sitzen muss; sie kriegt ihren Ausgleich im Spätsommer. Da ist es draußen auch noch viel schöner… 😉

A snipet of Christmas – oder „Advent, Advent, der Kittel brennt…“

Sind Weihnachten, der Advent, das Nikolausfest tatsächlich nur noch eine riesige, von der Industrie und vom Handel gepushte Konsumshow? Oder gibt es ihn doch noch irgendwo, den Geist der Weihnacht, der Ebenezer Scrooge zum besseren Menschen gemacht hat, der die Menschen einander näher und die Mildtätigkeit in uns zum Glänzen bringt? Sind wir, all der Geschäftigkeit und all dem Stress zum Trotz doch in der Lage, zum Jahresende mal zu entschleunigen, uns zu besinnen und den besseren Teil unserer Selbst ans Steuer zu lassen, um die Jahreszielgerade mit Augenmaß zu befahren? Und sind wir fähig, über unseren Schatten zu springen und die durch unser Christsein (sofern, wir tatsächlich welche sind) und die somit gebotene Barmherzigkeit und Nächstenliebe auch auf jene auszudehnen, die eines anderen, oder gar keines mosaischen Glaubens sind?

Natürlich, um dies gleich vorweg zu nehmen, kann ich diese Fragen, wenn überhaupt nur für mich selbst beantworten. Jeder mag für sich selbst feststellen, wie er dazu steht. Ich glaube allerdings, dass die Beschäftigung mit diesen Fragen wichtig und fruchtbar für jeden von uns sein kann. Ob das allerdings ausschließlich aus dem Anlass des heran nahenden Weihnachtsfestes sein muss, kann man diskutieren, denn eigentlich sollte man ja das ganze Jahr über Christ sein und nicht nur, wenn der wohlschmeckende Glühwein daran erinnert, dass man mal wieder mit den Kindern in die Kirche gehen könnte…

Ich habe kleine Kinder und die freuen sich auf Weihnachten. Natürlich auch wegen der Geschenke (Konsum: Check!); aber ich kann genau spüren, wie sie die Stimmung der Erwachsenen aufsaugen und wenn diese eine gewisse Festlichkeit zeitigt, spüren die Kinder das und machen mit. Außerdem lieben wir das Brauchtum, auch wenn es bedeutet, mit der Familie zusammen sein zu MÜSSEN (Freunde kann man sich halt aussuchen, Verwandte nicht!). Ich spüre die festliche Stimmung meist erst dann, wenn es wirklich soweit ist (Entschleunigung: Check!) und lasse mich dann auch gerne zum Spenden hinreißen (Mildtätigkeit: Check!). Ob ich mich wie ein Christ verhalte, oder nur mein Gewissen beruhige, darüber müssen andere richten! Zu einem besseren Menschen macht mich Weihnachten allerdings sicherlich nicht, denn ich bin davon überzeugt, dass ich meinen Umgang mit anderen Menschen jeglicher Herkunft nicht von einem religiösen Fest abhängig machen möchte. Dafür bin ich zu sehr säkular orientiert und ebenso sehr humanistischen Werten verpflichtet.

Wie auch immer, ich wünsche allen eine erquickliche Adventszeit und wenn’s dann soweit ist auch frohe Weihnachten! Wir können es alle brauchen…