snipets of conversation issue #0 – reloaded

Also, nachdem ich nun schon einige Male angesprochen worden bin, was das denn nun werden soll, was ich mit meinen Interviews eigentlich vorhabe, wie das ablaufen soll und was das bringt, ist es wohl an der Zeit, noch mal ein paar erklärende Worte zu verlieren und einen ersten Termin anzubieten, damit wir mal endlich Nägel mit Köpfen machen können!

Zuallererst Folgendes: Ich verfolge keinerlei wirtschaftliche Interessen mit dieser Idee! Ich bin allerdings von dem Konzept der erzählten Geschichte fasziniert und weil ich im Rahmen meines Fernstudiums der Bildungswissenschaft an der FernUni Hagen natürlich auch mit dem Interview als Methode der Sozialforschung in Berührung gekommen bin, möchte ich das hier, allerdings in lockerer, nicht wissenschaftlich orientierter sondern eher Neugier-orientierter Form weiterführen und ausbauen. Zum einen tue ich das, weil ich meine eigenen Skills als Interviewer schärfen will, womit Eigennutz zumindest nicht ganz zu verleugnen ist. Andererseits hoffe ich aber auch, so im Lauf der Zeit eine Art Mosaik mit Geschichten, Ideen, Sichtweisen unterschiedlichster Menschen zusammentragen zu können, das ein zumindest meinem Wunsch nach immer dichteres Gesellschaftspanorama abbilden könnte – nur eben eines, dass von den Menschen selbst erzählt wird.

Dazu möchte ich mich mit meinem jeweiligen Gast gemütlich ins Arbeitszimmer setzen und plauschen, während der Computer via Mikrophon unsere Unterhaltung aufzeichnet. Ich möchte Fragen stellen, wobei ich vorher stets sondieren werde, ob es Themen gibt, die dem jeweiligen Gegenüber für eine öffentliche Antwort vielleicht zu sensibel sind. Ein Nein kann ich immer akzeptieren. Wie schon erwähnt können wir eine kleine Bewirtung mit Kaffee und Kuchen oder Brötchen in den Kontext des Interviewtermins einbauen.

Ich würde für ein solches Interview selbst ca. eine Halbe bis Dreiviertel Stunde ansetzen, irgendwann hat man ja auch keine Lust mehr, oder keine Idee mehr, was man jetzt noch sagen oder fragen könnte und das ist dann auch schon alles. Willkommen ist mir grundsätzlich erst einmal Jeder (die Bezeichnung ist zwar maskulin, aber potentielle feminine Interviewpartner sind natürlich eben so angesprochen). Jemand hatte neulich davon geschrieben, das unsere Meinungen für ein öffentliches Gespräch vielleicht zu konträr wären, aber der Witz eines Interviews ist es ja gerade, den Interviewten zu Wort kommen zu lassen. Meine Meinung soll dabei in den Hintergrund treten. Es mag sein, dass dabei kontroverse Meinungen, ambivalente Äußerungen und Ähnliches zu Tage treten, aber im Grunde ist das auch Zweck dieser Übung, denn den Diskurs in einer Gesellschaft am Leben zu halten bedarf auch verschiedener Ansichten, selbst wenn man persönlich diese vielleicht nicht vertreten mag.

Es ist also eine Mischung aus soziologischer Übung, journalistischer Neugier und vielleicht einer kleinen Portion Frechheit, aber ich möchte hiermit ganz öffentlich einen ersten Termin anbieten, und zwar am

DO den 06.02.2014

entweder Vormittags oder Nachmittags, da bin ich flexibel. Wer also an dem Tag Zeit hätte und sich vorstellen kann, sich ein Stündchen locker mit mir ins „Studio“ zu setzen, der darf sich JETZT dazu aufgefordert fühlen, mich über einen Kanal seiner Wahl zu kontaktieren. Entweder via Mail oder skype, mein Nick ist faerymaster.

So und jetzt schauen wir mal, ob man innerhalb von weniger als 48 Stunden so was auf die Beine stellen kann.

PS: Telefoninterview ist technisch im Moment noch problematisch, ich arbeite an einer stabilen Lösung für Skype.

Total normal?

Ich wurde geboren. Da ist weiter nichts Besonderes daran, außer vielleicht dem Umstand, dass Alles was darauf folgte mich dazu befähigt, heute hier zu sitzen und diese Zeilen zu schreiben. Jedenfalls kam ich auf diese Welt an einem Samstagmorgen im Juni des Jahres 1974. Infolge dessen wuchs ich zu einem Kind heran, dass die Schule besuchte – auf die Grundschule folgte das Gymnasium – währenddessen zu einem Knaben heranwuchs, der sich nach Verlassen des Baden-Württembergischen Schulwesens mit Allgemeiner Hochschulreife in der Tasche blöderweise dazu entschloss, Zivi bei der Rettung zu werden. Irgendwie haben die folgenden Erlebnisse komischerweise dazu beigetragen aus dem Knaben einen Mann reifen zu lassen. Der Rest ist Geschichte, denn genau Das, also Retten, mache ich auch heute noch, wenngleich ich wohl bestenfalls noch als Zivi im Herzen gelten darf. Jungs werden ja aber auch nur Sieben und wachsen danach allenfalls in der Länge… zumindest behaupten Frauen das gerne.

Soweit eine normale Geschichte. Natürlich ist sie stark verkürzt, aber hey, wen zum Henker würden schon alle Details meines Lebens interessieren? Vielleicht insbesondere jene, die ich nur allzu gerne in meinem Herzen verschließe? Und solche Details – wollen wir sie vielleicht lieber Geheimnisse nennen? – haben wir schließlich alle. Aber das ist nicht, worauf ich hinaus will, sondern eher das Wort „normal“ wenige Zeilen weiter oben. Schon oft habe ich, auch hier im Rahmen meines Blogs über solche Fragen sinniert, diese irgendwie nicht tot zu kriegenden „Was-wäre-wenn?“-Dinger, diese unsäglichen „hätte-hätte-Fahradkette“-Fabulierereien, die einen nirgends hin bringen, außer vielleicht in psychiatrische Behandlung, wenn man es damit übertreibt. Natürlich haben Gedankenspiele im Bezug auf das eigene Leben diesen gewissen Charme – und wer könnte sich dem schlechter entziehen, als ein passionierter Geschichtenerzähler wie ich? Im Traum, egal ob bei Tage oder bei Nacht, können wir all die Entscheidungen, die wir im Nachhinein bereuen „richtig“ treffen … nicht wahr?

Tja, vermutlich hätte sich die eine oder andere Situation tatsächlich besser meistern lassen, zu zufrieden stellenden Ergebnissen führen oder tatsächlich den Verlauf des eigenen Lebens ändern können. Aber so wenig, wie sich Verhalten tatsächlich vorher sagen lässt, auch wenn Psychologen mit immer ausgefeilteren statistischen Methoden versuchen, unser (Unter)Bewusstsein zu ergründen, so wenig können wir wissen, zu welchen Ergebnissen ein anderes Handeln in solchen zur Disposition stehenden Momenten letztendlich wirklich geführt hätte. Soziale Beziehungen sind so komplex, dass EINE veränderte Verhaltensweise ganze Kaskaden von veränderten Umgebungsparametern nach sich zöge, die wir unmöglich alle mit einkalkulieren könnten, dazu wären selbst unsere gegenwärtig leistungsfähigsten Computer nicht in der Lage – wenn wir denn überhaupt einen funktionierenden Algorithmus hätten.

Ich bin weit davon entfernt hier deterministisch zu argumentieren, denn ich glaube nicht, dass alles vorherbestimmt ist weil unser Tun einfach nur von der Biochemie regiert wird.
Allerdings bin ich davon überzeugt, dass ich der Mann bin, der heute hier sitzt, um so und eben nicht anders zu schreiben, weil ich meine Entscheidungen so getroffen habe, wie es nun mal der Fall war. Meine Entscheidungen und die daraus erwachsenen Erfahrungen haben mich geformt. Ich bin weiß Gott nicht auf alle Stolz, so wenig, wie ich immer vorher genau gewusst habe, was hinterher passieren würde, aber mit diesem Maß an Ungewissheit leben zu müssen, ist unsere Bürde und zugleich unser Privileg als Mensch. Zumindest ich persönlich empfinde nämlich Reichtum in der Fähigkeit, für mich selbst denken zu können.

Was bedeutet also „normal“? Ich kann diese Frage nicht für andere Menschen beantworten, obwohl ich gerne diese Fähigkeit besäße. Für mich bedeutet es, dass ich auf mannigfaltige Arten dazu in der Lage bin, mich als Individuum von anderen zu distinguieren und trotzdem wunderbar mit ihnen interagieren zu können. Das ich auch persönliche Stärken und Schwächen habe, die nicht mit denen der anderen kongruent sind, dass ich Geheimnisse habe, die nur mir gehören und das der Weg, der zu meinem heutigen Selbst geführt hat, meiner war, ist und bleiben wird. Und weil das in dieser Lesart irgendwie wohl für jeden Menschen gelten kann, sind eigentlich auch alle Menschen normal, wenn man mal von schweren psychischen Störungen absieht; aber dazu äußere ich mich ein anderes Mal differenzierter. Worauf ich hinaus will ist, dass es Einheit in Vielfalt tatsächlich gibt. Wir leben sie jeden Tag am Arbeitsplatz, im Supermarkt und auf der Straße und wenn man von wenigen Totalausfällen absieht, funktioniert das eigentlich ganz gut. Nur … warum zum Henker qualifiziert sich dann jemand, einfach weil er vielleicht anders aussieht plötzlich nicht mehr für das Label „normal“. Und mehr als ein Label ist es ja nicht; zumindest nicht für mich! Also, getreu dem Motto „Selber denken mach schlau, nachplappern zur dummen Sau!“ mal ran an die eigenen Synapsen und noch einen schönen Tag, ihr … Menschen.