Motivation – ein Fremdwort?

Immer mal wieder, besonders aber in solchen Momenten, da ich so was wie eine Talsohle kommen spüre treibt mich die Frage um, was mich denn antreibt, all die verschiedenen Dinge zu tun, die ich mir leichtfertiger Weise aufzubürden die Blödheit besitze. Es ist ja nicht so, dass eine Familie, eine Vollzeitstelle und ein Fernstudium nicht reichen würden, um jeden Tag mit gefühlten 33,68 Stunden anzufüllen; dennoch scheinen sich immer noch irgendwo ein Futzel Zeit und ein paar Watt Energie zu finden, wenn eine Sache an mich herangetragen wird, oder ich über irgendwas stolpere, das ich dann schlussendlich meines Einsatzes für wert befinde.

Meines Einsatzes für wert befinden – ist das vielleicht schon der ganze Schlüssel? Geht es, wie so oft im Leben rein um die Frage, ob mein Einsatz einen Wert generiert und falls ja, welche Art von Wert dabei in den Fokus gerät? In meinem letzten Blogpost sprach ich vom Dasein als Ökonomier und kam zu dem Schluss, dass ich keiner sei. Womit sich eine Fixierung auf rein ökonomische Werte zumindest für meine Person wohl ausschließen lässt. Ich bin mitnichten dem einen oder anderen pekuniären Erfolg abhold, denn wir müssen ja alle von irgendwas unseren Unterhalt bestreiten; und ich will zugeben, das bloßes Subsistieren diesbezüglich meine Ansprüche nicht erfüllt. Das zeitigt aber kein Lebensmanagement, welches auf Maximierung meines ökonomischen Effektes hinaus will. Das wäre nicht ich, und ich will ich bleiben – wenn das ein paar Abstriche mit sich bringt, ist das halt so, solange meine Verpflichtungen gegenüber meine Lieben und mir selbst in akzeptablem Maße erfüllt sind.

Ich glaube, ich war nie ein sonderlich ehrgeiziger Mensch, es mangelt mir bis zum heutigen Tage an dem Drang, über andere Macht auszuüben, mich treibt – zumindest gefühlt – eher der Wunsch um, über die Menschen, die Welt und mich nachzudenken und dabei Dinge herauszufinden, die vielleicht irgendwann helfen können, ES besser zu machen. Und ES umfasst aus diesem Blickwinkel so unendlich viel, was sowohl global aus auch lokal betrachtet nicht so funktioniert, wie es richtig wäre; aber sich jetzt darüber auszulassen, würde den Umfang dieses Textes bei Weitem sprengen. Ich glaube aber, in ein paar – zugegeben sehr begrenzten – Teilbereichen tatsächlich etwas Substanzielles zur Verbesserung der Situation beitragen zu können und das ist für mich ein sehr wichtiger Motivator.

Wenn das jetzt nach einem Homo Sapiens Altruus klingt, einem furchtbar moralinsauren Bildungs-Gutmenschen, darf ich darauf hinweisen, dass ich einerseits zu sehr Nerd bin, um als klassischer Bildungsbürger durchzugehen und auf der anderen Seite zu abgeklärt für ein Übermaß an Moral. Wohl aber hat sich über die Jahre in meiner Denke ein Drang etabliert, mich zu jenen Themen, in denen ich mich halbwegs sicher bewegen kann, ohne sofort in den Untiefen des Detailwissens unterzugehen auch mit der einen oder anderen – so hoffe ich fundierten – Meinung zu äußern. Immer wenn ich feststellen muss, dass ich irgendwo trotz aller Vorsicht doch auf ein rhetorisches Riff gelaufen bin, mein kognitives Kanu in die falsche Strömung geraten ist, oder ich schlicht ein wenig ermattet davon bin, auf dem großen Fluss aus kollektiver Trägheit, Indolenz, Unwissen oder Besserwissen und unreflektierter Zielvorstellungen dauernd gegen den Strom rudern zu müssen, beginne ich mit einer neuen Runde der Selbstevaluation.

Irgendwelche Motivationstrainer nennen das Prioritätensortierung und reden dann davon, dass man sein Zeitmanagement optimieren und mehr delegieren muss; nur dass die wenigsten von uns Führungskräfte sind, die irgendwas an irgendwen delegieren können, oder falls sie doch über solche Kompetenz im Sinne von Dürfen verfügen nicht mit der Fähigkeit ausgestattet sind, auch auf die Kompetenzkomponente Beherrschen im Sinne von Personalführung zurückgreifen zu können. Die meisten Menschen müssen ihre Motivation schlicht aus sich selber schöpfen und dazu ist es gut sich ein paar Kleinigkeiten vor Augen zu führen, die bei fast jedem von uns gleich sind:

Wenn ich mich irgendwann zu fragen beginne, warum oder wofür ich irgendetwas tue, sollte ich mich vorher lieber fragen, ob dieses Tun etwas daran ändern wird, wer ich bin und wo ich stehe – oder besser stehen werde – und ob ich überhaupt jemand anders sein oder woanders stehen möchte? Möchte ich nun tatsächlich etwas ändern, will ich dann nur für mich etwas geändert sehen, oder habe ich als soziales Wesen, dass der Mensch in der Regel nun mal ist auch noch Andere auf meiner Kosten-Nutzen-Rechnung?

Das Gleichgewicht zwischen Egoismus und Altruismus, zwischen persönlichem und kollektivem Erreichen, zwischen Ziel und Wirklichkeit, zwischen Individualismus und Sozialität bestimmt nach meiner Erfahrung, was uns je motiviert. Es ist dabei nichts Statisches, es muss immer wieder neu mit sich selbst und der je individuellen Lebensumwelt ausgehandelt werden, was unvermeidlich Probleme, Reibungsverluste und Talsohlen mit sich bringt – aber auch jedes Mal die Chance, nach der Talsohle auf dem Anstieg was Neues, Gutes hervor zu bringen.

Diese Erkenntnis, dass nämlich das Danach immer ein Davor ist, dass immer ein neuer Zyklus kommt, den ich nur höchst selbst mit Sinn für mich anfüllen kann, aber der es mir auch erlauben wird, mich als soziales Wesen wie auch im professionellen Bereich weiter zu entwickeln, das ist meine persönliche Motivation. Sie kommt und geht, aber solange ich weiß, dass es immer irgendwie weiter geht, wird sie nie versiegen!

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