Transparency Personal?

Mit gewissem Amüsement konnte ich letzthin beobachten, wie sich Menschen unterschiedlichster Couleur darüber ereiferten, wie schlimm und unerwartet und überraschend und vollkommen unrechtmäßig und Vertrauen vernichtend und überhaupt und Blalabarberschwurbel man den Umstand kommentierte, dass sich die USA bzw. deren vermeintliches Hauptüberwachungsorgan NSA überall reingehackt haben, wo sie nur reinkommen konnten. Da dachte ich so bei mir, dass der Sinn Nachrichtendienstlicher Tätigkeit die HEIMLICHE Gewinnung von Informationen ist und wenn ich diesen Umstand im Bewusstsein behalte, muss es doch wenig verwunderlich sein, dass sie genau das getan haben, so gut sie konnten. Und bei DEM Budget konnten sie halt schon ziemlich gut…

Wenn man auf der anderen Seite beobachtet, mit welchem Enthusiasmus Menschen wiederum unterschiedlichster Herkunft ihr Leben „verdaten“, also einen unter Umständen verdammt großen Teil ihres täglichen Lebens mit den unterschiedlichsten Methoden aufzeichnen, nicht selten auch noch im Internet – Entschuldigung, ich meine natürlich die Cloud! – speichern und gegebenenfalls auch noch Dritten zugänglich machen, muss man sich nicht wundern, wenn sich andere Menschen zu den unterschiedlichsten Zwecken an diesem Datenreservoir bedienen. Zweifellos ist das Internet eine Art unendliches Gedächtnis, sofern man die auch heute noch existierenden technischen Grenzen der Datenspeicherung für einen kurzen Moment bei Seite lässt. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Selbstverdatung als eine Art virtueller Unsterblichkeit ein vordergründig recht charmanter Gedanke. Und ich stimme Christian Heller, dem Autor von „Postprivacy“ insofern zu, als wir es noch nicht geschafft haben, uns mit der schönen neuen Welt hinsichtlich einer funktionierenden Definition und Umsetzung unserer Persönlichkeitsrechte sinnvoll zu arrangieren. DAS heißt aber mitnichten, dass ich im Umkehrschluss einfach auf Privatsphäre verzichten MUSS.

Jedoch drängt sich mir irgendwie doch verstohlen das Wort Bigotterie auf, wenn man auf der einen Seite allüberall gegen die bösen, bösen Amis wettert und auf der anderen Seite trunkenheitsselige Partyfotos auf Facebook einstellt, die im Übrigen auch der Personalchef des nächsten potentiellen Arbeitgebers eventuell interessant findet. Wir Menschen haben nun mal, wie man bei aufmerksamem Studium der Historie ganz gut sehen kann, des Öfteren das Problem, dass die Geschwindigkeit, mit der wir unsere technischen Errungenschaften machen unsere Fähigkeit, mit den Tücken der jeweils neuen Objekte umzugehen lernen bei weitem übertrifft. Mit so mancher „alter“ Technologie wie z.B. der Nukleartechnik kommen wir bis heute nicht richtig klar; und wir probieren es immerhin schon gute 70 Jahre…

Wenn man es von dieser Warte aus betrachtet, ist es vielleicht einfach noch nicht an der Zeit, dass wir unsere Privatsphäre – oder das, was man in Zukunft darunter verstehen wird – in Einklang mit den Möglichkeiten und Problemzonen der Neuen Medien bringen können. Allerdings erscheint es ratsam, diesbezüglich einfach mal mit etwas mehr Umsicht zu Werke zu gehen, bevor man Menschen dafür attackiert, dass sie einfach nur das getan haben, wofür der Staat sie bezahlt. Egal welcher Staat! Was mich dazu führt, einmal mehr darauf hinzuweisen, dass bestimmte Rechte, die wir als selbstverständlich betrachten, wie etwa die Unverletzbarkeit der Wohnung, das Fernmeldegeheimnis, oder auch das Recht auf freie Meinungsäußerung im Namen der Sicherheit des Staates ausgehöhlt werden könne, wenn wir als Bürger uns nicht explizit dagegen zur Wehr setzen; Stichwort „Vorratsdatenspeicherung“. Wie viel ein jeder von sich Preis geben möchte, ist sicherlich gegenwärtig (noch) eine individuelle Entscheidung, aber diese Freiheit kann uns auch ganz leicht aberkannt werden. Denken sie mal drüber nach, bevor sie ausgerechnet bei Facebook mal wieder irgend einen Unsinn posten…

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