Rettungsdienstbashing goes social media…

Auf Facebook wird wieder gejammert, wie schlecht der Rettungsdienst in unserem Kreis doch ist – also das Feld, in welchem ich seit vielen Jahren tätig bin. Ich kann und will es nicht mehr hören, weil mich dieses Gebashe krank macht; insbesondere jenes durch Leute, die es eigentlich besser wissen müssten, aber lieber billige Polemik absondern, anstatt über ihren Parteipolitischen Tellerrand zu schauen und in diesem speziellen Bereich etwas sinnvolles für ihre Bürger zu tun (was in anderen Bereichen getan oder nicht getan wird, kann und werde ich nicht beurteilen). Hier ist der Thread und unten drunter noch mal in aller Breite meine Antwort. Bis die Tage wieder…

https://www.facebook.com/chris.rihm/posts/10203278800284595?comment_id=10203279016129991&offset=0&total_comments=6&notif_t=feed_comment_reply

„Sehr interessant – dabei wird gerne die Tatsache übersehen, dass es die Krankenkassen sind, welche bei der Rettungsmittelgestellung auf die Bremse drücken. Hilfsfristen lassen sich jedoch nur dann einhalten, wenn man auch genug Manpower auf die Straße bringt, den Beruf interessant genug für eine ausreichende Nachwuchsgewinnung macht (und das bedeutet nicht nur ein leistungsgerechtes Gehalt) und dem Bürger bewusst macht, dass ein fieberhafter Infekt mit Abgeschlagenheit keinen Grund für einen RTW-Einsatz mit Transport ins KH darstellt! Solange ein nicht unerheblicher Prozentsatz der Bürger mit ihren Hilfeersuchen, welchen nach Ba.-Wü.-Rettungsdienstgesetz IMMER nachzukommen ist Rettungsmittelmissbrauch betreiben und Vertreter der Krankenkassen meinen, sie könnten doch noch ein bisschen am RD einsparen, wird es immer wieder Fälle geben, in denen Hilfe nicht zeitgerecht eintrifft, schlicht, weil keine Einsatzmittel in der Nähe verfügbar sind. Dem trägt auch der Umstand bei, dass der RD in 95% aller Einsätze in 10, höchstens aber 15 Minuten am Einsatzort sein soll. Was bedeutet, dass dies in 5% der Fälle schlicht nicht möglich ist, weil das System zumindest dem Grunde nach wirtschaftlich arbeiten soll – oder möchte hier irgendjemand 35% von seinem Bruttolohn als KK-Beitrag abführen? Aber anstatt sich den wahren Schuldigen zuzuwenden, nämlich jenen, die in Kostenverhandlungen mit der Kettensäge auflaufen und lieber der Pharmaindustrie noch ein bisschen Zucker zuschanzen, einfach weil diese die bessere „Argumente“ hat, prügelt man lieber auf die Leitstelle und das RD-Personal ein, weil diese a) sich ja nicht wehren dürfen, sie haben schließlich „kundenorientiert“ zu arbeiten, b) keine Lobby haben, außer sich selbst und c) es einfacher ist, als ein Bürgerbegehren gegen die miese Sparerei und Klientelpolitik der Krankenkassen zu initiieren. Sorry, aber dieses selbstgerechte Gelaber, dass meine Kollegen und ich so schlecht sind, dass wir es nicht mal auf die Reihe kriegen, pünktlich zu kommen, ist ungerecht, ungerechtfertigt und einfach nur billig! Eine Gesellschaft bekommt genau die Dienstleistungen, die proportional dem Interesse, dem Engagement und der Zahlungswilligkeit ihrer Nutzer entspricht. Ihr wolltet doch freie Märkte, weil Geiz geil ist – da habt ihr sie. Ich habe fertig!“

PS: Bevor jetzt irgend jemand jammert, dass ich ihn hier nicht hätte zitieren dürfen: Facebook ist öffentlich, meine Antwort ist öffentlich, denn es geht im Grunde um etwas von öffentlichem Interesse. Wer seine Meinung nicht abgebildet sehen will, sollte auch nicht kommentieren!

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