Idiotie am Arbeitsplatz

Es ist, bei Lichte betrachtet, ein ziemlich schmaler Grat zwischen noch halbwegs charmanter Prinzipientreue und dogmatischer Phrasendrescherei. Ich selbst bin ein kleiner arroganter Drecksack, wenn es darum geht, eine persönliche, aus langer Erfahrung kondensierte Meinung zu vertreten. Ich tue dies allerdings auch nur selten vordergründig; es ist viel einfacher, die sokratische Mäeutik zu benutzen. Und ich versuche meistens nicht, meine Meinung anderen aufzudrängen. Mag sein, dass der eine oder andere mich dennoch für einen besserwisserischen Idioten hält, aber zum richtigen Klugscheißen muss man halt auch klug sein. Ist man dies nämlich nicht, entsteht Ablehnung vielleicht aus eigenem Unvermögen oder Unverständnis? Wie dem auch sei, ich bin mir meiner vielen Fehler bewusst und dennoch schaffe ich es recht oft, nicht so furchtbar daher zu kommen wie jene, die ihre eigene Meinung für das Maß aller Dinge halten, eben weil ich meine Fehler und die daraus zwangsweise resultierende Fehlbarkeit meines Intellektes anerkenne. Außerdem bedeutet Recht zu haben nicht zwangsläufig auch, Recht behalten zu müssen – vor allem nicht um jeden Preis! Es sei denn, andere Menschen sind einem wirklich vollkommen gleichgültig.

Unterwegs auf dem schmalen Grat stolpert man manchmal. Das ist bei schwierigen Wegen nun mal so. Manche aber machen sich entweder bewusst, oder weil sie ihre eigenen Fehler nicht erkennen können, auf den Weg abseits des Grates. Und weil die saftige Wiese der Besserwisserei, vulgo des Dogmas nun mal viel einfacher und hübscher zu beschreiten ist, als der karge, rutschige Hang der Selbstreflexion, begegnet man den allzu selbstgefälligen, von der Richtigkeit ihres Redens und Tuns unbedingt Überzeugten andauernd. Im Privatleben kann man derartige Begegnungen oft elegant abkürzen, indem man den oder diejenige meidet, einfach woanders seine Lebensnotwendigkeiten und Dienstleistungen einkauft, oder die Nervtöter straight forward darauf hinweist, dass die Grenze eben erreicht wurde. Wenn das auf der Arbeit doch nur auch so leicht wäre.

Natürlich kann man dort nicht so einfach vermeiden, wie im privaten Sektor und eine direkte Konfrontation muss nicht unbedingt klärend wirken, sondern kann auch im Gegenteil dauerhafte Probleme wie Mobbing, Denunziation, negative Halo-Effekte und manch anderes bewirken. Davon hat man wirklich eine lange Zeit und es kann einen so weit treiben, dass man davon arbeitsunfähig wird. Wie immer bei sozialen Beziehungen spielen hier eine Menge individueller Faktoren eine Rolle, so etwa die persönliche Resilienz gegen Stress, die jeweiligen kognitiven Ressourcen, die Verträglichkeit der eigenen Person usw. Doch auch, wenn man unterstellt, dass es unterschiedliche Persönlichkeiten gibt, die auch unterschiedlich gut mit dem Stress am Arbeitsplatz umgehen können bleibt immer der Umstand übrig, dass in jedem Job ein paar von diesen Typen gibt, die einfach jeden Morgen erst mal eins in die Fresse verdient haben, damit sie sich einen ruhigen Platz suchen und nicht nerven; und mindestens einen, der die Welt, wenigstens aber ein paar Kollegen brennen sehen will. Und sei es nur, um selbst ein bisschen besser dazustehen.

Ich habe neulich – nicht zu irgendjemand speziellem, sondern eher so ganz allgemein in den Raum – gesagt, dass ich mich auf der Arbeit nicht mehr anschreien lasse. Die entsprechende Person dürfte mit körperlicher Züchtigung rechnen. Danach würde ich einfach die Schlüssel auf den Tisch legen und mir was Neues suchen. Ich habe noch mal kurz darüber nachgedacht, aber irgendwie stehe ich dazu. Wahrscheinlich würde ich nicht körperlich werden, sondern verbal, aber der Bullshitmorast, durch den ich, speziell bei Diensten in einem Großraumbüro abseits meines eigentlichen Arbeitsplatzes waten muss, ist zu zehrend, als dass ich mich in einer SITUATION mit dogmatischen Phrasendreschern noch sonderlich zurücknehmen könnte – oder wollte! Ich gebe, was ich habe und lass jedem seinen Sandkasten, erwarte aber im Gegenzug, dass man mir auch meinen Sandkasten lässt, sonst reagiere ich unter Umständen auch mal harsch. Schönes Leben noch!

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