A snipet of Grexit

Gleich zuvorderst: das Unwort „Grexit“ gehört ersatzlos aus jedweder Publikation gestrichen. Weil es von vorn herein dazu angetan war, die Leute darauf einzuschwören, dass Griechenland die Eurozone verlässt. Wenn es irgendeinen Begriff gab, welcher in der letzten Zeit wahrhafte Horrorszenarien heraufbeschwören konnte, dann war es wohl diese dumme kleine Kreation aus dem Spätjahr 2011. Dessen dauerhafte Nutzung allein immer wieder die dunklen Wolken aufziehen ließ und das zuletzt in aller Munde war, einer selbsterfüllenden Prophezeiung gleich. Wie dumm und unnötig, die Menschen immer und immer wieder damit zu überziehen.

Wir Menschen sind einfach gestrickt; das gilt auch für so genannte Finanzanalysten, also diese selbst ernannten Bonitätswächter, die zu jener Subspezies gehören, die unsere Welt langsam aber sicher ins Verderben führen: die Unterhändler des Mammon. Das wiederholte Ausmalen bestimmter Szenarien lässt diese ins Unterbewusstsein sinken und verändert somit unsere Wahrnehmung einer Situation, schränkt die gefühlt zur Verfügung stehenden Handlungsalternativen ein; et voilá, die Märkte schlagen Kapriolen. Und wieder konzentrieren wir uns – von den Medien genasgeführt – auf den unwichtigsten Aspekt dieser ganzen Misere, nämlich das Gebaren irgendwelcher Finanzmärkte. Als wenn die dort stattfindenden Transaktionen irgendein Pendant in der realen Welt hätten. Alles nur Luftnummern, unechtes, keiner wahrhaften Wertschöpfung entsprechendes, virtuelles Geld. Wir fiebern mit irgendwelchen Tickern, die mit der fühlbaren Realität irgendeines Menschen so viel zu tun haben, wie ich mit dem britischen Königshaus. Also nix!

Auf der anderen Seite spricht die Politik, namentlich unsere edlen Obersozen von nun drohenden humanitären Problemen! Ja sicher bringt es humanitäre Probleme mit sich, wenn man es den „Eliten“ einer Nation über Jahre, Jahrzehnte gestattet, das Land schamlos auszuplündern und sich dann nicht mal den Anschein gibt, sie im Angesicht des drohenden Staatsunterganges in die Pflicht zu nehmen. Auch Tsipras ist nicht mehr als ein Karrierepolitiker, der Klientel bedient. Almosen für’s Volk, aber weit und breit keine Spur von echten, tiefgreifenden Reformen. Es ist zutiefst unredlich, vorne populistische Phrasen zu dreschen und sich als Mann des Volkes zu geben, andererseits aber nicht den Mumm zu haben, die Schuldigen zu benennen und zu bestrafen – habgierige, korrupte, durch und durch schäbige Bonzen, wie aus einer billigen Telenovela, die sich jedoch für die Créme de la Créme halten – und obendrein den falschen die Schuld zu geben; nämlich den anderen Eurostaaten.

All das ist schon ärgerlich und meine anfängliche Sympathie für Tsipras und seine Plebs-Rabauken ist endgültig aufgebraucht. Dass aber einmal mehr die einfachen Bürger die Zeche zahlen dürfen, in Griechenland, das ja erst seit 1981 wieder so was wie ein demokratischer Staat ist, alle Zeichen auf Chaos stehen und die eben genannten Bonzen wie die Kakerlaken auf der Flucht mit all dem Raubgeld sind, macht mich richtig wütend. Und die Politiker? Nun, sie tun das Übliche, labern rum, schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu und zünden so lange Nebelkerzen, bis die Typen, die sie finanzieren ihre Schäfchen ins Trockene gebracht haben.

Und wir? Tja wir schauen auf die Börsenticker, äußern uns besorgt über die Lage der Menschen und tun… nix. So wie immer. Keine Empörung über diejenigen, die Griechenland über Jahrzehnte geplündert haben oder jene, die sie dabei gedeckt haben. Nur Antipathie gegen DIE Griechen – die in der Mehrzahl wenig bis gar nichts für die Lage können. Also Ruhe bewahren und weiter rumlethargisieren, das Schiff Europa geht schon von alleine unter…

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